Geld für Flüge statt Züge: Pro Bahn Schweiz warnt vor Rückschritt in der Verkehrs- und Klimapolitik
Pro Bahn Schweiz weist darauf hin, dass diese Fördergelder nicht aus Steuermitteln, sondern aus den Einnahmen des Emissionshandelssystems der Luftfahrt stammen. Eine Kürzung dieser Mittel führt daher zu keiner Entlastung des Bundeshaushalts, sondern lediglich dazu, dass ein grösserer Anteil der Erlöse aus dem Emissionshandel dem Flugverkehr anstatt dem klimafreundlichen Bahnverkehr zugutekommt.
1. Die Fördergelder für Nachtzüge stammen nicht vom regionalen Personenverkehr
Die Aussage, man wolle „in Zeiten, in denen man beim regionalen Personenverkehr spart“ hohe Subventionen für Nachtzüge aufwenden, ist faktisch falsch. Die im CO₂-Gesetz (Art. 37a und 53a) vorgesehenen Fördermittel von bis zu 30 Millionen Franken jährlich stammen nicht aus dem Bundeshaushalt und nicht aus dem Budget des Regionalverkehrs, sondern aus dem Emissionshandelssystem (EHS) der Luftfahrt.
Das heisst:
- Fluggesellschaften müssen für ihre CO₂-Emissionen Zertifikate kaufen.
- Die Erlöse aus diesen Auktionen werden zweckgebunden eingesetzt – einerseits für nachhaltige Flugtreibstoffe, andererseits für den grenzüberschreitenden Bahnverkehr.
- Das Programm wird vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) geführt, nicht vom Bundesamt für Verkehr (BAV), das den Regionalverkehr finanziert.
Diese Gelder stehen also zusätzlich zur Verfügung – sie werden nicht dem regionalen ÖV entzogen, sondern stammen direkt aus dem CO₂-Preis des Flugverkehrs. Die Nachtzugförderung ist damit kein „teurer Spass“, sondern ein Instrument, das Einnahmen aus dem Flugverkehr in klimafreundliche Mobilität umlenkt.
2. Malmö ist kein Randziel, sondern ein Tor nach Skandinavien
Die Aussage, nach Malmö bestehe keine Nachfrage, weil es keinen Direktflug gebe, verkennt die verkehrsgeografische Bedeutung der Verbindung. Malmö ist nicht das Endziel, sondern ein strategischer Knotenpunkt im europäischen Bahnnetz:
- Malmö liegt direkt an der Öresundverbindung – der Brücke nach Kopenhagen (35 Minuten Fahrzeit).
- Von dort bestehen mehrmals stündlich Direktverbindungen nach Stockholm, Göteborg und Oslo.
- Der Nachtzug Zürich–Hamburg–Kopenhagen–Malmö ist somit die einzige klimafreundliche Bahnverbindung aus der Schweiz nach Skandinavien.
Die Behauptung, es bestehe keine Nachfrage, weil kein Flug existiert, kehrt die Logik um: Es gibt keinen Direktflug, weil die Relation für Linienfluggesellschaften zu kurz und wirtschaftlich unattraktiv ist. Gerade deshalb bietet die Bahn hier eine klimafreundliche, marktgerechte Alternative.
Die hohe Nachfrage nach Nachtzügen nach Hamburg, Berlin und Kopenhagen zeigt deutlich, dass Skandinavien per Bahn stark gefragt ist – auch von Schweizer Reisenden.
3. Förderung als Klimaschutz-Investition
Statt von einem „teuren Spass“ zu sprechen, sollte man anerkennen, dass die Nachtzugförderung eine effiziente Klimaschutzinvestition ist:
- Nachtzüge ersetzen Kurzstreckenflüge mit hohem CO₂-Ausstoss.
- Sie nutzen bestehende Infrastruktur und fördern internationale Verlagerungseffekte.
- In der Schweiz wird der Nachtzugverkehr nicht wie in Österreich staatlich bestellt und abgegolten, obwohl er unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen betrieben wird – mit hohen Trassenkosten, viel Rangieraufwand und eingeschränkter Nutzung des Rollmaterials.
Fazit
Die geplante Förderung der Nachtzüge ist keine Belastung des Regionalverkehrs, sondern eine gezielte Lenkungsmassnahme im Sinne der Klimaziele. Statt den Ausbau solcher Verbindungen zu blockieren, sollte die Schweiz stolz darauf sein, Teil eines europäischen, klimafreundlichen Bahnnetzes zu werden – mit Malmö als wichtiger Drehscheibe nach Skandinavien.