Drei Linien der Appenzeller Bahn auf dem Prüfstand

Die Kantone Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen haben beschlossen, drei Linien der Appenzeller Bahnen (Rorschach – Heiden, Rheineck – Walzenhausen und Altstätten Stadt – Gais) einer genauen Prüfung zu unterziehen.

Der Grund dafür liegt einerseits bei langfristig sinkenden Frequenzen und anderseits anstehenden grösseren Investitionen. Die Ueberprüfung hat gerade erst begonnen, die Studie soll Ende Juni 2019 vorliegen.

Die Situation ist bei jeder Linie ein wenig anders: 
Die Linie Rorschach – Heiden lebt klar vom Sommertourismus. Viele Gäste, die mit dem Schiff ankommen, zieht es mit dem „Heidlerbähnli“ hinauf zum Kurort Heiden, dem letzten Wohnort von Rotkreuz-Gründer Henri Dunant. Attraktiv sind im Sommer die offenen Wagen, die nicht nur Kinderherzen erfreuen.

Die Linie von Altstätten Stadt hinauf zum Stoss und dann nach Gais ist eindeutig eine Freizeitlinie. Im Winter beliebt um sich bequem hinauf befördern zu lassen und dann mit dem Schlitten nach Altstätten runter zu fahren, ist die Bahn im Sommer eher ein Hilfsmittel, um Wanderer und Radfahrer bequem in die Höhe zu bringen. Um als Pendlerlinie nach St. Gallen eine Rolle zu spielen, müssten die Anschlüsse in Gais deutlich verbessert werden.

Die Strecke von Rheineck nach Walzenhausen leidet darunter, dass das Hotel Walzenhausen bei der Bergstation immer noch geschlossen ist. Aber bei Ausflüglern ist diese Linie nach wie vor beliebt, um sich bequem in die Höhe bringen zu lassen. Walzenhausen kann wie Heiden mit einer wunderschönen Aussicht auf Rheintal und Teile des Bodensees aufwarten.

Inzwischen melden sich Tourismus, Politik und Anrainer-Gemeinden zu Wort. Alle verweisen darauf, dass diese Linien für die Einwohner wie für den Tourismus enorm wichtig sind. Aber es bleibt die Tatsache, dass der Kostendeckungsgrad mit rund 30 % niedrig ist und mit den anstehenden Investitionen noch weiter sinken würde.

Nach Meinung von Pro Bahn Ostschweiz hilft nur eine Vorwärtsstrategie. Dies würde neue Frequenzen bringen und den Tourismus weiter fördern. Woraus könnte diese Strategie bestehen?
- Beim Walzenhausen-Bähnli ist denkbar, den 60 Jahre alten Triebwagen (2014 aufgefrischt) durch eine automatische Bahn analog dem Mühlegg-Bähnli in St. Gallen zu ersetzen. Damit wäre das gleiche Angebot mit weniger Personalaufwand möglich.
- Die Rorschach – Heiden-Bahn ist touristisch enorm wichtig. Dazu wäre es nötig, diese Bahn und die schöne Aussicht in Heiden am deutschen Bodenseeufer besser bekannt zu machen. Mit Kombitickets Schiff und Bahn würde hier noch viel drinliegen. Die Beliebtheit von Fahrten mit Dampflok und Sommerwagen liesse sich bestimmt noch steigern.
- Schliesslich müssten bei der Linie Altstätten – Gais die Anschlüsse in Gais deutlich verbessert werden. Dem Freizeit-Reisenden ist es egal, wenn er in Gais 16 Minuten auf den Zug nach St. Gallen warten muss. Für den Pendler ist dies Grund genug, eine andere Variante zu wählen. 

Pro Bahn Ostschweiz erhofft sich von den beiden Kantonen, den Gemeinden und der Appenzeller Bahn kreative Ideen, wie diese drei traditionellen und beliebten Linien auch in Zukunft betrieben werden können.

(Text: B. Eberle, 24.01.2019)